Ortsverbände

Fastenzeit 2021

Bild von Robert Cheaib auf Pixabay

Sie hat gerade wieder begonnen, die Fastenzeit, liebe
Leserinnen und Leser. Jetzt auch das noch. Wir haben doch
schon auf genug Dinge verzichtet in den letzten Monaten.
Vielen fehlen insbesondere die direkten menschlichen
Kontakte. Es gibt wenig Sicherheit, ich weiß nicht, ob ich
infiziert bin, während ich das schreibe, oder ob ich schon
jemand anderen infiziert habe. Niemand weiß so recht,
wie alles weitergeht. Manche haben über alle dem schon
Frustspeck angesetzt. Gut, o.k., an den kann ich jetzt gehen.
Aber ich sage Ihnen: Das wird nicht leicht, solange der Frust
bleibt.
Vielleicht gehe ich zunächst mal an den, den Frust.
Die Situation ist dieses Jahr ja eine ganz andere als die
letzten Jahre. Ich erlebe etwas, was ich so noch nicht
erlebt habe. Ich habe es gespürt und spüre es auch jetzt:
Die äußeren Dinge kann ich nicht ändern. Allenfalls meine
Einstellungen zu ihnen, die ja mitverantwortlich sind für
meinen Frust. Und an die kann ich dieses Jahr bewusst mal
dran gehen in der Fastenzeit. Da kann es gut sein, meine
bisherigen Einstellungen auf den Prüfstand zu stellen.
Tragen die noch? Vielleicht kann ich da jetzt, am Anfang der
Fastenzeit, einfach mal auf meine Enttäuschungen achten.
Diese sind ja auch oft Ent-Täuschungen. D.h., da werden
mir Täuschungen genommen. Z.B. die Täuschung, dass
Leben so ist und sein muss, wie es die vergangenen Jahre
und Jahrzehnte war. Wir schienen das Leben ziemlich im
Griff zu haben. Gegen viele Unwegbarkeiten konnten wir
uns versichern. Wir schwebten aber auf der anderen Seite
irgendwo auch auf Wolke sieben, ohne es zu merken. Wir
werden derzeit auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Der Boden, der ohnehin für die meisten Menschen dieser
Erde tägliche Realität ist. Jetzt gilt es anzunehmen, dass
Leben auch so sein kein wie jetzt. Das kann ganz schön
schwer sein. Erfordert eine Menge Kraft, die alte
„Einstellung“ loszulassen.
Worauf kann ich mich da noch verlassen, worauf bauen?
Wo finde ich vielleicht einen neuen Stand-Punkt, von dem
aus ich ein gutes Leben anderer Art gestalten kann?
Der Standpunkt Jesu findet sich im Gebot der Liebe. Gott
mit all meinen Kräften lieben, den Nächsten wie mich
selbst. Ich merke immer mehr: Ja, das ist etwas, woran ich
mich halten kann. Liebe sei sogar stärker als der Tod, sagt
man. Das ist ja dann auch etwas, was Christen an Ostern
mit der Auferweckung Jesu feiern. Freilich: Ich muss sie
je neu in die entsprechende Lebenssituation hineinbuchstabieren.
Wir als KAB Speyer haben, z.B. als Schwerpunkt,
das Thema Pflege gewählt.
Weitere Themen: Wie gestalten wir Homeoffice? Wie ist
die Dreifachbelastung Erziehung – Beruf – Haushalt unter
derzeitigen Verhältnissen lebbar?
Für mich als Gemeindepfarrer auch: Wie ist diese Liebe in
der oben genannten Dreierbeziehung jetzt und in absehbarer
Zukunft lebbar, für mich selbst, und wie nimmt sie
in der Gemeindearbeit konkrete Gestalt an? Wir sehen:
Es gibt eine Menge Herausforderungen, denen sich zu
stellen Sinn macht. Vielleicht gehe ich nach Ostern mit
ein paar Antworten und damit ein paar Pfunden leichter
meinen weiteren Lebensweg, nicht nur auf den Hüften.
Ich wünsche uns allen eine fruchtbare Zeit.
Peter Nirmaier

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