Ortsverbände

Positionspapier der KAB Speyer

Positionspapier der Katholischen Arbeitnehmerbewegung
der Diözese Speyer


Gesellschaftlicher Zusammenhalt durch soziale Gerechtigkeit 

Im deutschen Grundgesetz (Art. 20 Abs. 1 GG) ist das Sozialstaatsprinzip verankert, das den Staat verpflichtet, für soziale Gerechtigkeit und Sicherheit zu sorgen, indem er soziale Ungleichheiten ausgleicht und die Existenzgrundlage seiner Bürger sichert.

Die Umsetzung dieser Staatsziele erfolgte immer in Abhängigkeit zu den politischen Mehrheiten.

Seit den Anfängen der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts fühlen sich die christlichen Arbeitervereine damals und wir heute den Werten der Solidarität und sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Ausgehend und aufbauend auf unseren christlichen Glauben und der Tradition der Katholischen Soziallehre, engagieren wir uns im politischen Raum und vertreten dort unsere Überzeugungen.

Der Einsatz für sozialen Frieden ist immer auch ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie.

Für uns als KAB gilt: Eine solidarische Gesellschaft ermöglicht ein würdiges Leben für Alle! 

Was bedeutet für uns Arbeit?

Für die KAB ist der Blick auf die Arbeit zentral. Wir unterscheiden drei Formen von Arbeit: Erwerbsarbeit, Gemeinwesen bezogene Arbeit und Privat- oder Familienarbeit. Jeder Teil ist gute Arbeit. Der Wert der Arbeit bestimmt sich über viele Faktoren: über ihren materiellen Wert (z. B. Lohn, Produktivität), den persönlichen Wert (z. B. Sinn, Identität, Selbstwertgefühl) und den gesellschaftlichen Wert (z. B. Beitrag zum Gemeinwohl, soziale Stellung).

Unser Ziel dabei ist gleichrangig Anerkennung aller Formen menschlicher Arbeit.

Dies beinhaltet auch die finanzielle und soziale Absicherung aller Tätigkeiten und würde vor allem die bis jetzt in großem Maße geleistete Sorge-Arbeit aufwerten!

Die Tätigkeitsgesellschaft in dieser Form trägt zu einem nachhaltigen Leben für Alle bei!

Auskömmliche Löhne – auskömmliche Rente

Nach dem Verständnis der Katholischen Soziallehre soll Erwerbsarbeit den Lebensunterhalt sichern, sowie gesellschaft-liche Teilhabe und ein auskömmliches Leben im Alter ermög-lichen. Dies ist leider aktuell für viele Menschen nicht gegeben. Die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen - wie z. B.: Minijobs, Midijobs, Teilzeitarbeitsverhältnisse, Leiharbeit, Arbeit unter oder mit Mindestlohn etc. - ist unvermindert hoch.

Deshalb setzen wir uns ein für:

• einen Mindestlohn, der 60% des durchschnittlichen Brutto-verdienstes beträgt (ca. 15 Euro)

• die Abschaffung der Mindestlohnkommission

• Tarifbindung bei Ausschreibungen öffentlicher Aufträge

Nach dem Arbeitsleben erwarten Menschen eine auskömmliche Rente, eine, die zum Leben reicht! Wir müssen leider feststellen, dass die Zahl derer, die durch Altersarmut bedroht sind, stetig steigt.

Hier müssen wir eine Gerechtigkeitsdebatte führen.

Wir setzen uns ein für  einen Mindestlohn, der eine Rente über der Grundsicherung garantiert  eine höhere Tarifbindung  eine gesellschaftliche Diskussion über unterschiedliche Renten-eintrittsalter für besonders belastete (Care-)Berufe.

Digitalisierung

Die digitale Transformation unserer Gesellschaft ist allgegen-wärtig und nicht aufzuhalten. Die KAB unterstreicht die Dring-lichkeit, diesen Wandel zu gestalten. Wir erkennen, dass die Digitalisierung positive Effekte bei der Modernisierung unserer Gesellschaft und unserer Arbeitswelt haben kann. Andererseits führt der digitale Transformationsprozess zu Ängsten, Verun-sicherung und zu vielen Handlungseinschränkungen.

Es braucht daher eine rechtliche und soziale Absicherung sowie eine ethische Diskussion über die Chancen und Grenzen der Digitalisierung.

Nachhaltig wirtschaften

Nachhaltig wirtschaften bedeutet: „Ein Leben, das nicht auf Kosten anderer Menschen, der Natur oder zukünftiger Genera-tionen geht.“ Der Zwang zu unendlichem Wachstum in einer endlichen Welt kann nur scheitern! Papst Franziskus hat dies in den Worten ausgedrückt: „Diese Wirtschaft tötet!“

Es braucht kreative Ansätze und entschlossenes Handeln, um den Ressourcenverbrauch weltweit zu senken und die Wirtschaft entsprechend den Nachhaltigkeitszielen auszurichten.

Es liegt aber auch an unserem Verhalten, einen Beitrag zum Gelingen zu leisten.

Care Arbeit – sorgende Tätigkeit anerkennen!

Fast 80% der pflegebedürftigen Menschen werden von Ange-hörigen zuhause versorgt. Zwei Drittel davon werden dabei von ambulanten Diensten wie Haushaltshilfen, ambulanten Pflege-diensten etc., dabei unterstützt. Der überwiegende Teil an Pflegearbeit wird von Frauen geleistet.

Neben den familiären Strukturen gibt es den Bereich der pro-fessionellen Unterstützung, wie z. B. Pflegeheime, ambulante Dienste etc. Hier stehen oftmals wirtschaftliche Gesichtspunkte im Vordergrund: Effektivitätsgetriebene Arbeitsbedingungen und Renditeorientierung.
Sorgende Arbeit ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es geht daher darum, Beiträge der Versichertengemeinschaft vor priva-ten Gewinninteressen zu schützen.  

Soziale Sicherungssysteme

Stabile und bezahlbare soziale Sicherungssysteme bilden die Basis unserer Gesellschaft und festigen unsere Demokratie. Gerade in unsicheren Zeiten braucht es ein hohes Maß an sozialer Sicherheit und Solidarität. Das menschliche Gesicht einer Gesellschaft zeigt sich vor allem darin, wie wir mit Hilfsbedürftigkeit, mit Angewiesen-Sein, mit Zerbrechlichkeit umgehen.

Im Verständnis der katholischen Soziallehre und dem Sozial-staatsprinzip tragen die wirtschaftlich Starken die Schwächeren mit. Das muss sich in allen Formen der sozialen Sicherung abbilden!

 

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