Ortsverbände

Die Katholische Arbeitsnehmer-Bewegung (KAB ) im Bistum Speyer hat eigens zum Thema Pflege einen Arbeitskreis gegründet. Dieser will wissen, wo genau der Schuh drückt, wenn, unzureichende Arbeitsbedingungen in der Pflege über Fachkräftemangel, schlechte Bezahlung, Nachwuchsprobleme,  …, gesprochen wird.

 „Die Betroffenheit der Menschen, so der KAB-Diözesanvorsitzende Kurt Freudenreich, ihre Erfahrungen und ihr Erleben sind für uns wichtige Hinweise und Erkenntnisquellen für weiteres politisches Handeln. Das betreffe sowohl die Situation der Beschäftigten wie auch die der ihnen anvertrauten Menschen“. 

Nahezu 80% der Pflegeleistungen werden in Deutschland in häuslicher Umgebung von Angehörigen, durch ambulante Dienste und durch 24-Stunden-kräfte erbracht. Dem Arbeitskreis war wichtig, sich aus erster Hand informieren zu lassen.

Ulrike Lahr, Geschäftsführende Pflegedienstleitung der Ökumenischen Sozialstation Limburgerhof, berichtet über 170 enttäuschte und verärgerte Mitarbeitende. Sie seien frustriert, dass sie auch während der Pandemie nicht erwähnt und somit keine öffentliche und politische Wertschätzung ihrer Arbeit und ihres Engagements erfolge. Dies mache auch deutlich, dass die ambulante und häusliche Krankenpflege keine Lobby habe. Dennoch verrichteten die Pflegenden in der ambulanten Pflege, während der Pandemie und darüber hinaus, tagtäglich eine verantwortungsvolle Aufgabe für die Gesellschaft.

 „Aus ihrem Selbstverständnis heraus versteht sich die Ökumenische Sozialstation als eine wichtige Form ambulanter Gemeindekrankenpflege. Ihr Ziel ist es, jedem Menschen Hilfe und Pflege so zu gewährleisten, dass er in seiner vertrauten Umgebung ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen kann.“, so Frau Lahr.

 Die Pflegedienstleiterin stellt zu den Rahmenbedingungen Folgendes fest: „Die Bedingung unter denen diese Ziele erreicht werden sollen, haben sich massiv verändert. Ambulante Pflege findet unter den Zwängen der Kommerzialisierung statt, welche in die Vorschriften der Pflegeversicherung Einzug gehalten haben. Die Zeittaktung/Zeitvorgaben für erbrachte Leistungen lasse wenig Zeit für Zuwendungen und Fürsorge für die Menschen. Dazu komme noch ein hoher Bürokratieaufwand insbesondere bei Häuslicher Krankenpflege. Mitarbeiter*innen fehlen. Die Mitarbeitenden seien überlastet. Verlässliche Dienstpläne lassen sich nicht mehr gestalten.  Neu anfragenden Kunden müsse abgesagt werden. Der Bedarf an ambulanter Pflege wachse ständig.

Wie die Arbeit in diesem Spannungsfeld unterschiedlicher Ziele und Interessen, wie  - Pflegekunden/Bedarf- Personal/Pflegende – Finanzierung - aussieht, schildert Frau Ulrike Lahr an einem konkreten Beispiel. Betriebswirtschaftliches Denken und Handeln bestimmen den Alltag. Jede Anwendung, jede Handlung - und sei sie noch so klein – muss im Leistungskatalog stehen und abrechenbar sein. Jede Minute über die vorgesehene Zeit für die Leistungserbringung geht zu Lasten der Beschäftigten. „Wenn eine Abendtour bis zu 35 Anlaufstationen hat, dann bleibt wenig Zeit für persönliche Zuwendung“ – so Frau Lahr.

Für die zukünftige Entwicklung der Pflege stellen sich für die Vertreter der KAB viele grundlegende Fragen:
Sieht so eine am Menschen orientierte Pflege aus? Wie sieht es mit der Würde der „Kunden“ und der Würde des arbeitenden Menschen aus? Wie ist es zu verantworten, dass mit Pflegeleistungen Renditen von mehr als 10 % erwirtschaften werden können bzw. müssen? Kann aufgrund des ständig wachsenden Pflegebedarfs Daseinsvorsorge, wie Gesundheitsvorsorge und Pflege, weiter unter den herrschenden marktwirtschaftlichen Bedingungen organisiert werden?

Wichtig wäre daher ein Perspektivwechsel, der sich von den Betroffenen her strukturiert. Zu pflegende Menschen brauchen stabile Beziehungen und ein verständnisvolles und menschliches Gegenüber. Die derzeitigen Regelungen rund um die Pflege gleichen einem „Bürokratiemonster“, das Menschen abschreckt und sie zermürbt und verzweifeln lässt.  

Bei der ambulanten Pflege handelt sich um einen wichtigen politischen Baustein der Gesundheitsversorgung. Die KAB unterstützt die Ökumenischen Sozialstationen im Einsatz für die Interessen und Lebensbedingungen der hilfebedürftigen Menschen.

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